1772 gegründet als Academie der Zeichenkunst zu beßrer Emporbringung der Fabriquen Künsten und Handwerker… unter dem Landgrafen Wilhelm IX. Erster Direktor war der aus Paris stammende Graveur Jean Louis Gallien. Die Hanauer Gold- und Silber- sowie Emailwarenbranche sollte durch die akademische Ausbildung des Nachwuchses qualitativ gestärkt werden.
1866 wurde im Rahmen der Annexion Hessens durch Preußen die Institution in Königliche Zeichenakademie umbenannt.
Mit dem von dem Architekten Julius Carl Raschdorff 1880 entworfenen Neubau konnten schließlich auch Ziselier-, Gold- und Silberschmiedewerkstätten eingerichtet werden. Ab 1883 erfolgte die Öffnung der Akademie für Frauen. Eine große Vorbildersammlung von Grafiken und Gipsmodellen sowie die sehr qualitätvolle Bibliothek ermöglichten Studien nach Vorlagen aber auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit Gestaltung und Kunstgeschichte. Durch den Bildhauer und späteren Direktor Max Wiese erhielt das Plastische Gestalten einen besonderen Stellenwert im kreativen Unterrichtsbereich.
In den 30er Jahren erlitt die Zeichenakademie durch die Direktoren Emil Lettré und Hermann Wandinger massive Rückschläge. Während der Kriegszeit bis zur Zerstörung Hanaus und des Akademiegebäudes am 19. März 1945 wurden Schülerinnen und Schüler zeitweilig mit der Produktion von Kriegsgütern beschäftigt.
Ab 1947 konnte die Akademie wieder aufgebaut werden. In den 50er bis 70er Jahren erfolgte schwerpunktmäßig die Ausbildung im klassischen Juwelenschmuck, in den 80er Jahren entwickelte sich zunehmend das Experimentieren mit neuen Materialien (Kunststoffe, synthetische Steine).
Seit den 90er Jahren hält die Digitalisierung Einzug, anfangs über das einfache Rendering von Schmuck und Gerät bis zu aktuellem Gestalten über 3D-Druck und digitales Zeichnen sowie CNC-gesteuertes Gravieren oder LASER-Schweißen.
Die Einführung des neuen Berufsbildes Metallbilden löste das traditionelle Ziselieren ab und eröffnet neue Möglichkeiten der Gestaltung von Accessoires und Einrichtungsgegenständen aus Metall.
Nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung mit einem dem Gesellenbrief gleichgestellten Berufsfachschulabschluss kann in einer zweijährigen Vollzeitweiterbildung der Fachschulabschluss zum/zur Staatlich geprüften Gestalter/in erreicht und parallel dazu die Meisterprüfung abgelegt werden.
Im September 2012 begann der akademische Lehrbetrieb der auf Betrieben der Zeichenakademie neu gegründeten Brüder Grimm Berufsakademie Hanau, wodurch Studierenden die Möglichkeit geboten wurde, parallel zur gestalterisch-handwerklich-technischen Ausbildung an der Zeichenakademie und dem Erwerb des Berufsfachschulabschlusses auch einen akademischen Abschluss als Bachelor of Arts für die dualen Studiengänge Designmanagement und Produktgestaltung zu erlangen.
Historischer Altbau